Österreichischen Musikmarkt 2017


Trendwende: Umsatzplus von 6,1 %

  • 145,4 Millionen Euro Umsatz am gesamten Musikmarkt (+6,1 %)
  • Musikstreaming wächst rasant um 86% auf 32,6 Millionen Euro Umsatz
  • Sechs österreichische Alben unter den Top 10 der Jahres-Verkaufscharts
  • „Value Gap“: YouTube & Co verzerren den Streaming-Markt

145,4 Millionen Euro wurden am österreichischen Musikmarkt 2017 erwirtschaftet. Die Umsätze mit Streaming-Abos legten um 86 % auf bereits 32,6 Millionen Euro zu. Die Vinyl-Verkäufe erreichten ein Umsatzplus von 10 % auf 7,8 Millionen Euro. Die physischen Tonträger CD, DVD und Vinyl sind bei den österreichischen Musikfans weiterhin sehr beliebt und bleiben mit 64,8 Millionen Euro die größten Umsatzbringer am heimischen Musikmarkt. Auch die Lizenzeinnahmen über die Verwertungsgesellschaft LSG sind auf 27,9 Millionen Euro (+21%) gestiegen. Weitere rund sechs Millionen Euro steuerten die Umsätze mit Merchandising-Produkten sowie die Lizenzierung von Musik für Filme oder Werbung (Synch-Rechte) zum Gesamtumsatz bei.

 

Musik-Streaming bringt den gesamten Musikmarkt wieder auf Wachstumskurs

Mit einem kräftigen Umsatzplus von 86% auf 32,6 Millionen Euro setzt sich die Streaming-Erfolgs-geschichte unaufhaltsam fort. Streaming ist hauptverantwortlich für das Umsatzplus am österreichischen Musikmarkt! Der Löwenanteil von 29,2 Millionen Euro wird über Abo-Dienste wie Spotify, Deezer, Apple Music oder Amazon unlimited erwirtschaftet. Etwas mehr als eine Million Euro kommen von werbefinanzierten Audio-Streaming Abos. Verhältnismäßig bescheidene 2,3 Millionen Euro steuern Einnahmen aus werbefinanzierten Videostreams – hauptsächlich vom weltweit größten Streaming-Anbieter YouTube – bei. Mit 13,5 Millionen Euro tragen auch Musik-Downloads – bei rückläufiger Tendenz – weiterhin substanziell zum Umsatz am österreichischen Musikmarkt bei.

 

„Value Gap“: YouTube & Co verzerren den Streaming-Markt, EU-Gesetzgeber gefordert

Obwohl das Musikangebot nie größer und der Musikkonsum über die vielfältigen digitalen Angebote und Plattformen nie intensiver war, erhalten Künstler und Labels für einen substanziellen Teil des digitalen Musikkonsums keine faire Entlohnung. Grund für diese massive und unfaire Marktverzerrung – sie wird auch als Wertschöpfungslücke („Value Gap“) bezeichnet – ist die urheberrechtlich unklare Verantwortung von User Uploaded Content (UUC)-Diensten, allen voran YouTube, die aktuell populärste Streaming-Plattform für Musik. Nicht weniger als 82% aller YouTube-User geben an, diesen Dienst zum Abruf von Musik-Inhalten zu nutzen. Während Streaming-Abo Services, wie Spotify oder Deezer, Lizenzverträge verhandeln und faire Vergütungen bezahlen, verschaffen sich YouTube und andere UUC-Plattformen unter Berufung auf ein dafür nie gedachtes Haftungsprivileg in der E-Commerce Richtlinie aus dem Jahr 2000 unfaire und marktverzerrende Vorteile. Dieses Missverhältnis lässt sich eindrucksvoll in Zahlen veranschaulichen: Spotify bezahlt 20 US$ pro User und Jahr für die Abgeltung von Musikrechten, YouTube weniger als 1 US$. Neben den unfairen Marktbedingungen für Künstler und Labels leidet auch der gesamte Musik-Digitalmarkt unter dieser evidenten Marktverzerrung. Die EU ist gefordert, im Rahmen ihrer Digital Single Market Strategy für zeitgemäße gesetzliche Rahmenbedingungen zu sorgen. Die Musikbranche sieht YouTube als Partner, aber unter fairen Marktbedingungen.

Dietmar Lienbacher, Präsident des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Die Musiklabels haben auch während des radikalen technologischen Wandels nie aufgehört, in KünstlerInnen und innovative Geschäftsmodelle mit neuen Partnern zu investieren. Unsere Beharrlichkeit scheint sich nun auszuzahlen und wir können endlich erste Früchte ernten. Dennoch gibt es keinen Grund zum Ausruhen, wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent fortführen. Gleichzeitig fordern wir von unseren Technologie-Partnern, dass sie angemessene Lizenzen bezahlen, wenn sie mit unserem Content Milliarden-Umsätze machen.“

Franz Medwenitsch, Geschäftsführer des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Ein Plus von mehr als 6 % – das ist ein sehr positives Signal nach einer langen Durststrecke! Jetzt müssen wir den heimischen Musikmarkt mit attraktiven Veröffentlichungen und dem richtigen Mix aus den Vertriebswegen physisch, Downloads und Streaming weiter auf Wachstumskurs halten.“

 

Plus 10 % mit der guten, alten Vinyl-Schallplatte

Der seit Jahren zu beobachtende Aufwärtstrend beim Verkauf von Vinyl-Schallplatten hält ungebrochen an. Der Umsatz mit dem Kultprodukt Vinyl ist 2017 um 10 % auf 7,8 Millionen Euro gestiegen. Rund 345.000 Schallplatten gingen 2017 über die Ladentische, ein Wert, der zuletzt im Jahr 1991 erzielt wurde. Vinyl-Fans schätzen das besondere Hörerlebnis, die Haptik des großen Formats und insgesamt die Anmutung eines qualitativ hochwertigen Produkts als Ergänzung zu den digitalen Angeboten. Somit ist auch die gute, alte Vinyl-Schallplatte mitverantwortlich dafür, dass der Musikmarkt insgesamt wieder gewachsen ist.

 

CD beliebtestes Musikformat

CDs haben trotz reduzierter Flächen im Handel weiterhin ein treues Käufersegment aus sehr unterschiedlichen Musik-Genres. So bevorzugen etwa Schlager- und Volksmusik Fans physische Tonträger. Auch Fans von etablierten Pop/Rock Bands und Klassik-Liebhaber greifen gerne auf physische Produkte zurück. Mit 52,5 Millionen Euro (-12,8%) und einem Marktanteil von 47% ist die CD nach wie vor der größte Umsatzbringer. Weitere 4,8 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr mit Musik-DVDs umgesetzt. Mit physischen Tonträgern wurde im Vorjahr ein Umsatz von insgesamt 64,8 Millionen Euro erzielt (-11,6%). Gemessen am Pro-Kopf Umsatz liegt Österreich bei physischen Produkten weltweit sogar unter den Top 5, gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, Japan und UK.

Sechs österreichische Alben in den Top 10 der Jahres-Verkaufscharts
Die Erfolgswelle österreichischer Musik hält an: Mit dem „Falco 60“ Album, dem Debut-Album von Pizzera & Jaus „Unerhört Solide“, Wanda´s drittem Streich „Niente“, dem zweiten Seiler und Speer Album „Und Weida?“, dem Neujahrskonzert und last but not least dem Nockalm Quintett mit „In der Nacht“ schafften es sechs österreichische Produktionen unter die Top 10 der Album-Verkaufscharts.

 

Top 10 Album-Verkaufscharts 2017:

1. Helene Fischer – Helene Fischer
2. ÷ – Ed Sheeran
3. Falco – 60 Falco
4. Unerhört Solide – Pizzera & Jaus
5. Niente – Wanda
6. Und Weida? Seiler und Speer
7. Neujahrskonzert 2017 – Gustavo Dudamel/Wiener Philharmoniker
8. We Got Love – The Kelly Family
9. In der Nacht – Nockalm Quintett
10. Jetzt geht´s richtig los – Klubbb3

 

Top 10 Single-Verkaufscharts 2017:

1. Despacito – Luis Fonsi feat. Daddy Yankee
2. Shape Of You- Ed Sheeran
3. Thunder – Imagine Dragons
4. Something Just Like This – The Chainsmokers & Coldplay
5. More Than You Know – Axwell Λ Ingresso
6. Tuesday – Burak Yeter feat. D. Sandoval
7. Ok – Robin Schulz feat. James Blunt
8. Believer – Imagine Dragons
9. Galway Girl – Ed Sheeran
10. It Ain´t Me – Kygo & Selena Gomez